Schlagwörter
Briefe, Graphologie, Handschrift, Psychologie der Handschrift, Typografie, Wortabstand
Der Autor eines Briefes gibt viel von sich preis. Nicht ohne Grund sieht man den Brief bis heute als eine durchaus intime Art der Kommunikation. Gerade bei Liebesbriefen versucht man sich und seine Gefühle offen zu legen, und dennoch ist das Geschriebene meist weniger ehrlich und tief blickend als man sich vornahm. Bei anderen Gelegenheiten offenbart man mehr über sich, als man dachte – zum Beispiel, wenn Graphologen die Psychologie der Handschrift analysieren.
Zwar ist gerade in Deutschland die Graphologie alles andere als eine anerkannte Wissenschaft. In vielen anderen europäischen Ländern nimmt man die Schriftpsychologie jedoch ernster und ermittelt beispielsweise in Vorstellungsgesprächen, welcher Typ der Bewerber wohl sein könnte. So oder so: Interessant ist Graphologie allemal.
Dabei ist es egal, ob man „schön“ oder „hässlich“ schreibt. Ausschlaggebend sind Größenverhältnisse, Schräglagen und Wortabstände – neben vielen weiteren, kleineren Faktoren.
Größenverhältnisse
Buchstaben werden in ein sogenanntes Vierliniensystem eingeordnet. Aus den vier Linien ergeben sich drei Felder: die Oberlänge, die Mittellänge und die Unterlänge.
Oberlänge:
Die Oberlänge ist das Feld in dem beispielsweise der obere Teil der Großbuchstaben oder der i-Punkt liegen. Graphologen gehen davon aus, dass man hier etwas über die intellektuellen Interessen des Autors erfährt.
Wer die Oberlängen stark betont, gilt als begeisterungsfähig und vielseitig interessiert. Aber auch der Umkehrschluss ist laut Graphologen zulässig: wer nur verkümmerte Oberlängen kritzelt, dem sagen die Schriftanalysten eine gewisse Trägheit bis hin zur Faulheit nach.
Mittellänge:
In der Mittelänge ist beispielsweise das kleine e oder das kleine a zu finden. Graphologen meinen, dass sie hier das Selbstwertgefühl des Autors ermitteln können.
Je ausladender oder aufgeblähter die Linien der Mittellänge, desto stärker das Selbstbewusstsein des Probanden – bis hin zur übersteigerten Selbstliebe. Umgekehrt schreiben unsichere Menschen eher verkürzte Zeichen in der Mittellänge.
Unterlänge
In der Unterlänge befindet sich beispielsweise das „Schwänzchen“ des kleinen g oder des kleinen p. Hier vermuten Analysten, dass sich die Triebe und materiellen Interessen der Schreibenden offenbaren.
Schreiber, die die Linien der Unterlänge akzentuieren, scheinen materieller orientiert zu sein und haben eine hohe Durchsetzungskraft. Wer jedoch in der Unterlänge verkürzt schreibt, der scheint unter etwaiger Antriebsarmut zu leiden.
Schräglage
Anhand der Schräglage einer Schrift beurteilen Graphologen allen voran den Altruismus einer Testperson.
Sind die Schriftzeichen nach links geneigt, nehmen Graphologen an, dass der Verfasser selbstbeherrscht ist – wenn nicht gar selbstbezogen.
Wessen Schrift nach rechts neigt, der soll warmherzig und kontaktfreudig sein. Bisweilen wird auch eine gewisse Disziplinlosigkeit vermutet.
Wer zu den wenigen Menschen gehört, die ihre Striche senkrecht ziehen, der zählt als nüchtern, temperamentlos und manchmal gar als lethargisch.
Wortabstand
Graphologen interpretieren den Abstand zwischen den Worten als „Abstand zu den Dingen haben“.
Breite Lücken zwischen den Worten sprechen also für eine geistige Klarheit und einen gesunden Abstand zu den Dingen. Extremfälle können allerdings zur Vereinsamung neigen.
Enge Zwischenräume weisen entsprechend auf sehr emotionale Menschen hin, die einen gewissen Hang zum Chaos aufweisen. Ihnen „fehlt die Distanz“.
Wenn Sie also das nächste Mal einen Brief schreiben, sollten Sie sich nicht nur darüber nachdenken, was in und zwischen den Zeilen steht, sondern auch auf welche Art und Weise es geschrieben wurde.
PS: Und wenn Ihnen das alles viel zu theoretisch (und unglaubwürdig) war, dann probieren Sie doch einfach einen kleinen und kostenfreien Selbsttest, den Sie hier finden.