Schlagwörter
Briefe, Briefkasten, Briefmarke, Postamt, Poststempel, Vulkanpost
Heutzutage meint man, dass das Briefeschreiben wenig aufregend ist, geradezu angestaubt und öde daherkommt. Andererseits erlebt das Sinnlich-Analoge gerade ein Comeback: Viele merken, dass hier der Ursprung jeden Abenteuers liegt. Das gilt natürlich auch für den klassischen Brief – vor allem, wenn man ihn über einen Briefkasten verschickt, der direkt neben einem aktiven Vulkanschlund steht.
Um einen dieser „Vulkanbriefe“ zu verschicken, muss man lediglich den schönen Inselstaat Vanuatu im Pazifik bereisen. Natürlich war es James Cook, der vor 150 Jahren die Inselgruppe entdeckte, die erst in den letzten Millionen Jahren durch vulkanische Aktivitäten entstand. Sowohl geologisch als auch historisch betrachtet ist Vanuatu also noch blutjung. Entsprechend wild und ungezügelt sind die sieben aktiven Vulkane der Insel, von denen der prominenteste Vertreter sicher Mt. Yasur ist. Der überaus aktive Vulkan bricht täglich knapp zwanzigmal aus, was ein ständiges Rumpeln in der Region erzeugt und den Boden regelrecht erzittern lässt. So manche Eruption mündet in Feuersäulen, die Dutzende Meter weit in den Himmel ragen.
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Unglaublich, aber wahr: Das Postamt Vanuatus hat am feurigen Kraterrand des Mt. Yasur einen waschechten Briefkasten aufgestellt. Hier ist das Briefeschreiben also keine staubtrockene, sondern eine glühend heiße Angelegenheit. Stellen Sie sich Explosionen geschmolzener Lava vor – und nur wenige Meter entfernt schreiben und versenden Sie Ihre Briefe und Postkarten.
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Es ist wenig verwunderlich, dass die Vulkanpost weltweit einzigartig ist. Nirgendwo sonst existiert ein vulkannaher Briefkasten, der staatlich anerkannt ist. Nirgendwo sonst gibt es einen Briefträger, der einen Vulkan besteigen muss, um seine Tagespost zu sammeln. Und diese Einzigartigkeit zieht natürlich Sammler an: Jeder beim „Vulkanbriefkasten“ abgegebene Brief erhält einen speziellen Poststempel, der am besten auf einer echten Vulkanpost-Briefmarke landet. Ein (heißer) Traum für Sammler exotischer Briefkultur.
Wer schließlich einen über die Vulkanpost zugestellten Brief erhält, der nur einen (Vulkan-)Steinwurf von 1000°C heißer, geschmolzener Lava aufgegeben wurde, wird seine Meinung über das Briefeschrieben wohl überdenken. Manchmal verbrennt man sich bei vorschnellen Meinungen eben die metaphorischen Finger.
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Zahllose andere Anekdoten über die kuriose Welt der Briefe finden Sie in Simon Garfields „Briefe! – Ein Buch über die Liebe in Worten, wundersame Postwege und den Mann, der sich selbst verschickte“.